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Weihnachtszauber Kapitel 7

Das vorletzte Kapitel. Die Weihnachtstage stehen direkt vor der Tür. Familie, Verwandte, Essen, Trinken, Geschenke ... Ich mag Traditionen, aber manchmal möchte ich auch gern mal was  Neues ausprobieren, Weihnachten ganz anders feiern. Trotzdem freue ich mich, wenn morgen die Eltern zu uns kommen und wir Zeit miteinander verbringen. Ich freue mich darauf, mein Weihnachtskleid anzuziehen und meinen Mann in dem lustigen Snoopy-Weihnachtspullover zu sehen.

Obwohl ich in den letzten beiden Monaten echt viel gearbeitet habe, fand ich die Vorweihnachtszeit schön und entspannend. Irgendwie ist es wohl immer am Wichtigsten, dass man ein Gleichgewicht findet.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Tag. Stresst euch nicht zu sehr  mit Vorbereitungen.

Morgen gibt es eine letzte Gewinnmöglichkeit für dieses Jahr.


7.  Thomas
Seit dem Ikea-Besuch vor drei Tagen versinkt meine Welt zunehmend im Chaos. Unzählige Pakete warten darauf, aufgebaut zu werden.
Vorgestern hat Veit mich in den Baumarkt geschleppt, damit wir Farben für die Wände aussuchen. Da die Zeit bis Weihnachten ja bekanntlich immer schneller vergeht, als die normalen Wochen, haben wir uns darauf geeinigt, nur Wohn- und Schlafzimmer  zu renovieren und den Rest im neuen Jahr zu erledigen. Wir ... das Wort beschwört ein warmes Kribbeln in mir herauf.
Gestern haben wir alles abgeklebt und und nun streichen wir einvernehmlich. Im Hintergrund läuft leise Weihnachtsmusik. Veit summt die meisten Lieder mit, aber manchmal singen wir beide auch ganz laut.
Veit sieht so süß in dieser Latzhose aus, dass ich ihn die ganze Zeit einfach nur anstarren möchte. Manchmal bemerkt er meine Blicke, dann färben sich seine Wangen wunderschön rot oder er pustet genervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Immer wieder berührt oder küsst er mich. Einfach so und ohne mich zu drängen. Ich bin hin und hergerissen, denn mir gefällt dieses Gefühl von Nähe und gleichzeitig sehne ich mich nach mehr. Ich weiß, dass ich mir selbst im Weg stehe. Veit hat mit Sicherheit nichts dagegen, die Zweisamkeit zu vertiefen.
In meinem Kopf läuft ziemlich oft die Szene auf dem Bett bei Ikea ab. Ich höre diesen beunruhigenden Satz, den er bisher jedoch noch nicht mit Leben gefüllt hat.
Am Montag habe ich darüber nachgedacht, das Haus zu verkaufen und jetzt bin ich dabei es zu renovieren und mit jedem Streifen neuer Farbe, wird mir bewusst, wie sehr ich es liebe. Schon als ich es das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich hier leben möchte. Im Unterschied zu Elsa, die ich ziemlich lange überreden musste. Sie hätte lieber eine Maisonettewohnung in irgendeinem stylischen Hochhaus gekauft.
Wieso habe ich über unsere gegensätzlichen Bedürfnisse damals nicht nachgedacht? Offenbar konnte sie gut verbergen, wie unzufrieden sie mit unserer Ehe war. Fünfzehn Jahre ... ich verstehe nicht, weshalb wir so viel Zeit verschwendet haben.
»Dennis bringt uns nachher Pizza«, sagt Veit und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich brauche einen Moment, um zurück in die Gegenwart zu gelangen und nicke schließlich. Mein Magen fängt sofort zu knurren an, was Veit mit einem breiten Grinsen kommentiert.
»Ich schreibe ihm, dass er sich beeilen soll.«
»Gute Idee«, nuschle ich und betrachte die halbfertige Wand im Schlafzimmer. Silbergrau ... ich war nicht überzeugt, aber Veit hat recht. Es sieht schon jetzt atemberaubend aus. Ich habe mich für ein bequemes Boxspringbett entschieden, das leider erst im Februar geliefert wird. Ein echter Eyecatcher.
Bis dahin wird das Metallgestell hier stehen. Allein Veits geschockten Gesichtsausdruck zu sehen und sein niedliches Gestammel zu hören, waren es wert, das Bett zu kaufen. Ich weiß, dass Elsas Worte immer noch in meinem Kopf lauern, aber da ist auch eine andere Stimme, die mich drängt, Veit zu vertrauen und mich auf ihn einzulassen.
Es ist so unglaublich schön, ihn hier zu haben. Am liebsten möchte ich ihn abends gar nicht wieder gehen lassen. Vielleicht sollte ich mich aufs Bett legen, an den Streben festhalten und ihm die Führung überlassen ...
»Bist du festgelegt?«, erkundige ich mich blindlings und reiße die Augen auf, als mir bewusst wird, was für eine Frage da gerade meinen Mund verlassen hat. Ich kann die Worte jedoch nicht wieder zurücknehmen.
Veit lässt den Pinsel fallen, mit dem er die schmalen Flächen der Fensterinnenseiten gestrichen hat und starrt mich mit offenen Mund an.
Ich verziehe das Gesicht und suche hastig nach einem Ausweg, aber natürlich ist in diesem Moment mein Kopf wie leergefegt.
»Zielt die Frage auf meine Vorlieben im Bett ab?«, erkundigt er sich. Ich sehe, dass seine Mundwinkel zucken. Diesmal bin ich es, der beinahe in Flammen aufgeht.
»Es ist furchtbar heiß hier drin«, nuschle ich und gehe an ihm vorbei zum zweiten Fenster.
»Du bist heiß«, sagt er und hält mich am Arm fest. »Heiß und ... und bedürftig. Ich stehe vor dir. Weshalb nimmst du dir nicht, was du brauchst?«
»So ... ich habe es nicht so gemeint«, antworte ich stotternd und spüre, wie meine Atmung sich beschleunigt.
»Doch, Thomas. Genau so. Es liegt in der Luft, in jedem Atemzug, in jeder Bewegung. Wir wollen uns. Du möchtest mit mir ebenso sehr schlafen, wie ich mit dir. Machst du dir Sorgen, dass ich dich ficke? Glaubst du, ich würde dir meinen Schwanz in den Arsch schieben, obwohl du es nicht willst? Oder fürchtest du dich davor, dass du es bei mir machen musst? Was ist das verdammte Problem?« Mit jedem Satz wird seine Stimme lauter. Er hat die Hände zu Fäuste geballt und sein Blick ist zornig auf mich gerichtet.
Die Türklingel erlöst mich. Noch nie war ich so dankbar, Dennis zu sehen, obwohl ich weiß, dass das hier noch längst nicht beendet ist. Ehe ich jedoch in den Flur eilen und quasi vor ihm flüchten kann, rennt Veit an mir vorbei.
»Danke für die Pizza«, ruft er. Danach fällt die Tür lautstark ins Schloss und es klingelt erneut. Ich verstehe nicht, worüber die beiden reden, denn ich stehe immer noch wie angewurzelt im Schlafzimmer. Veit kommt jedoch allein mit zwei Kartons zurück, die einen appetitlichen Duft verströmen.
»Das Essen ist da«, sagt er und scheint sich wieder beruhigt zu haben. Ich nicke lediglich und folge ihm in die Küche. Grummelnd lässt er sich auf einen der Stühle nieder und schiebt die Pizza über den Tisch.
»Es tut mir leid«, nuschle ich und seufze schwer. Er funkelt mich wütend an, schüttelt den Kopf und öffnet den Karton.
Vor ein paar Minuten hat mein Magen geknurrt, jetzt ist er mit einer Mischung aus schlechten Gewissen und Panik beladen. Ich bekomme keinen Bissen herunter, stehe stattdessen auf und hole zwei Bier aus dem Kühlschrank.
»Ich muss fahren«, sagt er abwehrend.
»Bleib hier«, bitte ich unsicher. Veit schnauft, schnappt sich die Flasche und trinkt mindestens die Hälfte in einem Zug leer.
»Hast du vielleicht auch noch irgendeinen Schnaps, Whisky oder Wodka?«
»Willst du sicherstellen, dass du auf jeden Fall hierbleiben musst?«, frage ich schmunzelnd.
»Hab die Nummer von einem Taxiunternehmen im Handy.«
Herausfordernd schaut er mich an. Ich habe keinerlei Zweifel an seiner Aussage.
»Eben beim Malern ... Ich ... also ich habe mir vorgestellt, wie ich mich am Bettgestell festhalte, während du ...« Verlegen knubble ich an einer Ecke des Kartons herum.
»Du träumst davon, dass ich dich ficke? Weshalb glaubst du, dass das ein Problem ist? Hast du dir zu viele von den Pornos angeschaut und denkst, dass der ältere Kerl immer den jüngeren besteigen muss? Das zwischen uns ist kein Daddykink, Thomas. Ich kann mit dem Teil zwischen meinen Beinen umgehen und ...«
»Das ist es nicht«, unterbreche ich ihn und bin von mir selbst genervt. »Wieso bist du so aggressiv?«
»Weil du mir diese verdammten Bilder in den Kopf zauberst und mich damit hart machst. Ich befürchte nur, dass ich am Ende ganz allein Hand anlegen muss, weil du dich verkriechst und mir damit erneut das Herz brechen wirst.«
»Sie hat gesagt, dass ich schlecht und langweilig im Bett bin«, sage ich monoton und starre angestrengt einen Punkt an der Wand an. Das Blut beginnt in meinen Ohren zu rauschen und mein Herz klopft so stark, dass es bis in meinen Schädel dröhnt. Aber irgendwie ist der Damm nun gebrochen und ich erzähle ihm auch den Rest. All die Unsicherheit, die Elsa mit ihrer Aussage heraufbeschworen hat. Meine Ängste und Hoffnungen ... Ich zeige ihm, wie sehr mein Leben in Scherben liegt und gut sich unser Zusammensein anfühlt. Vielleicht bin ich zu theatralisch, denn ich kann nichts dagegen machen, dass mir Tränen über die Wangen laufen. Ich wünschte, ich hätte mich besser im Griff, die unterdrückten Gefühle, die angestauten Wünsche und die Panik, erneut alles falsch zu machen, sprudeln einfach aus mir heraus.
Schließlich verstumme ich, denn es gibt keine weiteren Worte. Mein Hals kratzt und ist ganz trocken. Ich nehme einen tiefen Zug von meinem Bier und lasse die Schultern sinken. Ich bin kein großartiger Redner, schon gar nicht, wenn es um Gefühle geht.
»Ich bin gerade so wütend, dass ich es wirklich nicht in Worte fassen kann«, sagt Veit nach einer Weile. Entsetzt starre ich ihn an und möchte dann vor Scham im Boden versinken. Weshalb habe ich ihm nur all diesen Mist erzählt?
»Aber da sind zwei Dinge, die dir unbedingt klar sein sollten. Zum einen: Ich bin nicht Elsa. Genau genommen bin ich überhaupt keine Frau. Darüber hinaus glaube ich nicht, dass du schlecht im Bett bist. Letztendlich gehören immer zwei dazu, die vor allem miteinander reden müssen. Wenn einer etwas macht, was dem anderen nicht gefällt, dann muss man das ansprechen. Natürlich auch, wenn man Wünsche oder Bedürfnisse hat. Niemand von uns kann hellsehen und deshalb ... Du trägst nicht die Schuld daran, wenn sie keinen Spaß im Bett hatte. Vor allem nicht, nach so vielen gemeinsamen Jahren.«
Dankbar und verwirrt zugleich schaue ich Veit an. Er lächelt mich an und es ist das schönste Lächeln, das ich je gesehen habe.
»Ich bin so verliebt in dich«, flüstere ich mit erstickter Stimme.
Mit einem Knurren springt er vom Stuhl hoch und reißt mich ebenfalls nach oben. Ehe ich mich versehe, drängt er mich gegen die Wand und küsst mich heftig. Erleichtert lasse ich seine Zunge in meinen Mund und empfange sie voller Begeisterung. Wir küssen uns und reiben uns aneinander. Ich spüre seine Härte und packe seinen Hintern. Stöhnend wirft Veit den Kopf in den Nacken. Ich nutze die Gelegenheit, um an seinem Hals zu saugen und über den Kehlkopf zu lecken. Ein peinliches Schluchzen entkommt meinem Mund. Veit schaut mich nachdenklich an.
»Spürst du nicht, wie sehr wir füreinander bestimmt sind? Was glaubst du denn, was im Bett passieren könnte? Vielleicht kommt einer von uns viel zu schnell. Na und? Dann machen wir weiter. Wir können gemeinsam erkunden, was uns gefällt. Wir müssen nur miteinander reden und uns vertrauen.«
»Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie über Sex geredet«, gebe ich verlegen zu.
»Dann wird es Zeit«, erwidert er schmunzelnd. »Du wirst sehen, es ist gar nicht so schwer.«
»Ich komme mir wie ein Idiot vor, weil ich so verunsichert bin. Du bist so viel jünger und zugleich selbstsicherer. Was willst du eigentlich von jemanden wie mir?«
Jetzt fängt Veit tatsächlich zu lachen an. Er lässt mich los, boxt mir dann gegen den Oberarm und verlässt die Küche.
»Lass uns weitermachen«, ruft er und klingt immer noch amüsiert. Ich atme tief ein, weil ich nicht genau weiß, wie ich mit dieser Reaktion umgehen soll.
Im Schlafzimmer streicht Veit, als wäre nichts geschehen. Ich ergreife ebenfalls die Farbrolle und beginne mit der nächsten Wand. Eigentlich würde ich jetzt doch gern ein Stück Pizza essen.
»Das war eine dumme Frage«, sagt er nach einer Weile, in der wir schweigend unsere Arbeit erledigen. Das Zimmer ist inzwischen beinahe geschafft.
»Ich weiß«, erwidere ich, halte inne und schaue ihn aufmerksam an. Er arbeitet konzentriert und tut ganz offensichtlich so, als würde er nicht bemerken, dass ich ihn betrachte. Es ist wirklich dämlich, wie ich mich verhalte. Endlich habe ich Veit hier bei mir. Wir gestalten gemeinsam mein Haus neu, reden und lachen. Ich liebe unseren Job und es ist so unglaublich schön, mit Veit nach der Arbeit Zeit zu verbringen. Ein wahr gewordener Traum, direkt vor meiner Nase. Ich muss nur zugreifen, will es so sehr.
Mit aller Kraft verdränge ich die Zweifel, lege die Farbrolle zur Seite und gehe zu Veit. Ich schlinge meine Arme von hinten um seine Taille und lege das Kinn auf seine Schulter. Er hält inne, aber ich spüre wie sein Körper zu beben beginnt.
»Bleib heute Nacht bei mir«, flüstere ich in sein Ohr. »Viele Nächte ... immer oder na ja, solange du willst.« Ich schlucke schwer und bete innerlich, dass er mich nicht abweist.
Veit dreht sich zu mir um und schaut mich an. Er versucht, eine dieser wilden roten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu pusten. Lächelnd helfe ich ihm, drehe sie sanft um meinen Finger. Ich bin so verrückt nach ihm, dass es wirklich wehtut.
»Wir werden so viel Spaß haben«, raunt er mit einem Tonfall, der meinen Schwanz zum Zucken bringt. »Ich nehme dich beim Wort, Thomas, denn ich warte schon solange auf dich. Aber zuerst sollten wir endlich diese verdammte Pizza essen, bevor ich vor Hunger umfalle.«

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Kommentare: 7
  • #1

    Anne S. (Montag, 23 Dezember 2019 14:41)

    Veit ist einfach zauberhaft, ich bin verliebt ��❤

  • #2

    Susan (Montag, 23 Dezember 2019 15:26)

    Ennnnndlich kommen die beiden aus den Puschen.� Ich wollte am liebsten schon nachhelfen.
    LG Susan

  • #3

    Ketin (Montag, 23 Dezember 2019 16:06)

    ... ich mag Thomas .... Worte vor allem gemeine Worte von Menschen die man liebt können einen zerstören .... Und Männern zu sagen sie sind schlecht im Bett ... oh oh .... aber Veit macht es genau richtig . Seele streicheln und Wände streichen ... Hachja

  • #4

    Piccolo (Montag, 23 Dezember 2019 17:48)

    Na endlich. Es wurde aber auch Zeit, dass Thomas Veit von seiner Unsicherheit durch Elsa erzählt.
    Veit ist echt großartig und so geduldig mit Thomas. Kein Wunder, dass Thomas so sehr in ihn verliebt ist.

    LG Piccolo

    PS: Für Morgen kann ich einen Kommentar nicht garantieren. Aber spätestens am 25. kommt er auf jeden Fall.

  • #5

    Anna (Montag, 23 Dezember 2019 20:45)

    Einfach Zucker die zwei.
    Ich freue mich für die beiden.
    Da kann ja nun Weihnachten auch für die beiden kommen.
    Ich wünsche dir lieben Karo,deiner Familie und auch allen Mitlesern frohe Weihnachten.
    LG Anna

  • #6

    Furtmeier (Montag, 23 Dezember 2019 22:03)

    Der Eiertanz findet ein Ende, die zwei sind echt süß.
    LG Manuela

  • #7

    Sabine (Donnerstag, 26 Dezember 2019 00:16)

    Endlich hat Thomas gesagt, warum er so unsicher ist...
    Die beiden sind echt total süß.
    LG Sabine