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3. Advent - Samstag

Der dritte Advent steht traditionell im Zeichen von Schwängelbells. Ich freue mich in jedem Jahr auf diese Zeit, obwohl ich im Vorfeld immer ein bisschen in Panik gerate, was mein kleiner ausgedachter Shop für euch bereithalten könnte.

In diesem Jahr hat sich Schwängelbells einen Künstler gesucht, der ein paar heiße Bilder für euch gezeichnet hat. Ich hoffe, sie werden euch gefallen (eins könnt ihr ja bereits sehen*gg*)

Morgen ist Schwängelbells jedenfalls ganz für euch da.
Heute gibt es die Zusammenfassung der letzten Minikapitel meiner Weihnachtsgeschichte.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und einen schönen Samstag!

Schaut unbedingt morgen vorbei, denn da gibt es ein Interview mit dem Eigentümer von Schwängelbells. Ich hoffe, ihr seid ein bisschen neugierig.


Aber zuerst teile ich euch noch mit, wer die 15 Minuten Weihnachten gewonnen hat:

Karin Bill

Herzlichen Glückwunsch!

bitte schick deine Adresse an nachricht[at]karostein.de


6.  Türchen
Am Sonntagmorgen steht ein kleiner roter Stiefel vor der Tür. Es ist schließlich Nikolaus. Mit heftigen Herzklopfen und einem breiten Lächeln schnappe ich das Geschenk und trage es in die Küche. Beim ersten Kaffee packe ich den Stiefel aus. Schokoladenweihnachtsmann, Mandarine, ein Tütchen mit vermutlich selbstgebackenen Keksen, kleine glänzende Schokokugeln ... nur leider keine Nachricht. Vergebens schüttle ich den Schuh.
Ich betrachte die Leckereien auf dem Tisch, mache eine Foto und schicke es Viola. Eine Reihe von Emojis mit Herzchenaugen bekomme ich als Antwort.
Ich nasche von den leckeren Plätzchen.
Ein paar Stunden vertreibe ich mir mit meiner Spielkonsole, dann wird der Drang nach Bewegung übermächtig. Ich schlüpfe in meine Joggingklamotten und verlasse die Wohnung genau in dem Moment, als der attraktive Nachbar, ebenfalls in Sportsachen, die Treppe herunterkommt. Ein sinnlicher Duft dringt in meine Nase.
»Auch joggen?«, fragt er mit einem sexy Lächeln. Eine seltsam verschwommene Erinnerung taucht in meinem Kopf auf. Beinahe, wie ein Déjà-vu. Das ist natürlich Blödsinn.
»Ja, ich brauche ein bisschen Bewegung«, antworte ich verspätet und grinse verlegen.
»Schon eine gute Runde entdeckt oder willst du dich mir anschließen?«
Zögernd nehme ich das Angebot an.
»Ich heiße übrigens Florian«, stellt er sich vor, während er ein paar Dehnübungen vor dem Haus macht.
»Miro.«
Wir haben einen ähnlichen Laufrhythmus. Auf den letzten Metern zieht Florian allerdings das Tempo an. Ich halte mit und hole ihn sogar ein. Keuchend bleiben wir vor der Tür stehen.
»War cool«, sagt er. »Können wir gern mal wiederholen.«
»Klar.« Ich versuche nicht, auf den perfekten Hintern in der engen Hose zu starren, als er vor mir die Stufen nach oben steigt.


7.  Türchen
Am Montag verlasse ich früh das Haus. Ich bin schon seit Stunden wach, denn ich hatte einen merkwürdigen, chaotischen Traum von einer Party, auf der ich vor ewigen Zeiten war. Eigentlich habe ich sie längst aus meinem Gedächtnis verdrängt, denn es war eine ziemlich wilde Sexparty, die mit mehreren Aidstests und wochenlanger Panik endete. Ich hatte die Kontrolle verloren, kann mich nur noch verschwommen erinnern, dass mir jemand geholfen hat. Wortfetzen, die stets ein seltsames Herzklopfen auslösen.
Ich weiß nicht, weshalb mich dieser Traum ausgerechnet jetzt heimgesucht hat, aber das unangenehme Gefühl verfolgt mich den ganzen Vormittag. Sogar Viola knurre ich an, weil sie mir mit dem Adventskalender auf die Nerven geht. Nach einer Woche habe ich genug davon, in irgendwelchen Männern potentielle Liebhaber zu sehen. Die Vorstellung, dass jemand mich und meine Wohnung stalkt, ist unangenehm und verursacht eher eine Gänsehaut als Vorfreude.
Dennoch laufe ich in der Mittagspause schnell zum Bäcker und kaufe ein Lebkuchenherz, um mich bei Viola zu entschuldigen.
»Mir tut es auch leid«, sagt sie und knubbelt ein paar bunte Streusel von der Schokolade. »Es klingt spannend, wenn du davon erzählst, aber wenn ich mir vorstelle, dass mir so etwas passiert ...« Sie schüttelt sich und lächelt mich dann an. »Trotzdem glaube ich, dass dieser Adventskalender etwas Gutes ist und kein unheimlicher Axtmörder dahintersteckt.«
Wir prusten gleichzeitig los. Ich bin froh, dass ich in ihr eine gute Freundin gefunden habe.
Zum Feierabend geht es mir deutlich besser.
Deshalb freue ich mich über das Lebkuchenherz, das an meiner Türklinke hängt und grinse über den seltsamen Zufall.
Natürlich gibt es keine Nachricht, dafür ist es kunstvoll verziert.
»Irgendwann wirst du dich hoffentlich zu erkennen geben.«

 

8.  Türchen
»Schicke Socken«, sage ich zu Florian, der die Treppe nach unten kommt, während ich gerade die Haustür aufgeschlossen habe. Er scheint nicht nach draußen zu wollen, denn er trägt Hausschuhe, Shorts und grüne Socken mit roten Weihnachtsmützen. Vermutlich ist er auf dem Weg in den Keller.
»Weihnachtssocken sind ein Muss«, behauptet er. »Jedenfalls zu Hause.« Er wackelt mit einem Fuß und geht tatsächlich eine Etage tiefer.
»Ich besitze gar keine«, rufe ich ihm hinterher, während ich neugierig den Umschlag in meiner Hand mustere. Heute lag wieder Post im Briefkasten. Kein Absender, stattdessen bunte weihnachtliche Sticker und eine große, aus grünem Papier ausgeschnittene Acht. Ich halte es nicht aus und muss augenblicklich den Umschlag aufreißen, denn der Inhalt fühlt sich erstaunlich weich an.
Zuerst runzle ich irritiert die Stirn, dann fange ich schallend zu lachen an.
Offenbar klingt es so beängstigend, dass der nette Nachbar eilig wieder hochkommt und besorgt zwischen mir und dem Umschlag hin und herschaut.
»Ich muss mich korrigieren«, sage ich prustend und fische die Weihnachtssocken aus dem Umschlag. »Ab heute habe ich ebenfalls welche.« Sie sind rot, flauschig und voller Zuckerstangen.
»Schick«, meint Florian mit einem breiten Grinsen. Auf seinen Wangen bilden sich Grübchen, was ausgesprochen sexy aussieht. Erneut wecken sie eine nebulöse Erinnerung, die ich einfach nicht greifen kann.
»Hier geht etwas ganz Seltsames vor«, sage ich gedankenverloren und betrachte erneut die Socken.
»In der Weihnachtszeit geschehen immer erstaunliche Dinge«, meint er. Irritiert schaue ich ihn an.
»Tatsächlich? Bisher habe ich davon nichts mitbekommen. Vermutlich ist es anders, wenn man Kinder hat.«
»Ich denke, man muss sich einfach nur das innere Kind bewahren und an den Zauber glauben.«
Er zwinkert mir zu und geht nach oben.

9.  Türchen
»Magst du Marmelade?« Ich stelle Viola ein kleines Glas mit leuchtendrotem Inhalt auf den Schreibtisch. Fragend schaut sie mich an.
»Es stand heute Morgen vor meiner Tür. Ich wäre beinahe darüber gefallen.«
»Himbeertraum«, liest sie laut. »Das klingt lecker.«
»Wenn man Himbeeren mag«, erwidere ich mit einem schiefen Grinsen.
»Du isst keine Himbeeren?« Entsetzt schaut sie mich.
»Ich mag das meiste Obst nicht. Es klingt vielleicht abgedreht, aber ich knabbere höchstens mal einen Apfel oder eine Banane.«
»Was ist mit Erdbeeren?«
»Allergie«, antworte ich glucksend.
»Na ja, man kann nicht mit jedem Adventskalendertürchen Glück haben.«
»Vermutlich nicht«, stimme ich zu.
»Immerhin wissen wir, dass dein Weihnachtself dich in dieser Hinsicht nicht besonders gut kennt.«
»Viola«, erwidere ich und seufze frustriert. »Ich habe im Grunde nur mit dir Kontakt. Dann sind da noch die kurzen Begegnungen mit dem Nachbarn, aber wir haben uns erst getroffen, nachdem die Sache mit dem Kalender begonnen hat. Vielleicht joggen wir am Wochenende noch mal gemeinsam, aber das ist schon alles. Er hat eine Familie.«
Sie stützt das Gesicht in die Hände und starrt mich gedankenverloren an.
»Der Nachbar hat es dir angetan«, stellt sie wissend fest.
»Nein ... ja ... also er ist attraktiv und nett, aber das spielt schließlich keine Rolle.«
»Hallo Miro, Viola.« Ein Kollege aus einer anderen Abteilung steht plötzlich auch vor Violas Schreibtisch.
»Thorsten, was machst du denn hier?«, fragt Viola neugierig.
Ich bin verwundert, dass er meinen Namen überhaupt kennt.
»Himbeermarmelade!« Er nimmt das Glas in die Hand. »Dafür könnte ich sterben.«
Aufmerksam schaut er mich an, beinahe, als würde er eine Reaktion von mir erwarten. Viola stupst unauffällig meinen Schuh an und grinst breit.

10.  Türchen
»Die Weihnachtszeit ist auch eine Zeit der Besinnung. Denke an die vergangenen Monate, Jahre ... Wofür bist du dankbar? Gibt es Menschen, die du zurückgelassen hast? Wenn ja, dann nutze doch diesen Bogen Papier und schreibe einen Brief.«
Seufzend betrachte ich den Zettel und das edle Briefpapier. Es ist nicht derselbe Bogen, wie für den Weihnachtsmann.
Ich kaue auf meinem Stift herum und frage mich zum wiederholten Male, warum ich auf diesen seltsamen Kalender dermaßen reagiere. Es gibt keinen logischen Grund, weshalb ich hier sitze und tatsächlich darüber nachdenke, wie das letzte Jahr verlaufen ist oder wem ich einen Brief schreiben könnte.
Trotzdem habe ich den Eindruck, dass der Weihnachtself mich genau beobachtet. In einem Anfall von Verfolgungswahn habe ich die kleine Figur bereits nach einer Kamera abgesucht, aber nichts gefunden. Zum Glück!
Ich habe einige Leute zurückgelassen. Gute Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen. Einige vermisse ich, bei anderen habe ich in den letzten Wochen erkannt, dass sie mir weniger bedeuten, als gedacht.
Es gibt jedoch eine Person, bei der ich mich tatsächlich bedanken möchte. Nur leider kenne ich weder die Adresse noch habe ich einen Anhaltspunkt für seinen Namen.
»Lieber Fremder ...« Lächelnd betrachte ich die Worte und spüre zugleich ein Kribbeln im Bauch.
Ich habe solange die Erinnerungen verdrängt, mich gezwungen, nicht darüber nachzudenken und das Gefühl der Hilflosigkeit gehasst. Jetzt fließen die Worte jedoch aus mir heraus, verschwommene Bilder klären sich und tiefe Dankbarkeit erfüllt mich.
Ich kann das Gesicht nicht erkennen, aber ...
»... du hast mich gerettet. Vermutlich werden dich diese Zeilen niemals erreichen, aber ich bin dankbar dafür. Auch für das Gefühl von Geborgenheit, dass du mir für einen Moment geschenkt hast.«

11.  Türchen
Nach der Arbeit gehen Viola und ich zum Weihnachtsmarkt. Die Altstadt mit den Fachwerkhäusern, die Lichterketten und kleinen Buden verbreiten eine romantische Stimmung. Es duftet nach Glühwein, Schmalzgebäck und Bratwürstchen.
»Mein Magen beginnt gleich zu knurren«, sagt Viola kichernd und hakt sich bei mir unter.
»Ich habe auch Hunger. Welche Leckerei gönnen wir uns zuerst?«
Wir schlendern an den verschiedenen Auslagen vorbei, probieren lachend Weihnachtsmützen auf und kaufen sogar zwei. Viola behauptet, dass es ein ungeschriebenes Gesetz ist, so eine Mütze zu tragen.
»Miro, Viola« ruft jemand. Suchend schauen wir uns um.
»Thorsten.« Viola deutet auf den Mann, der wenige Meter entfernt an einem Süßigkeitenstand steht. Sie schaut mich ganz aufgeregt an.
»Vielleicht ist er es tatsächlich.«
»Keine Ahnung.« Ich zucke mit den Schultern und kann mich mit der Vorstellung nicht anfreunden. Irgendwie passt der Kerl nicht zu meinem Kalender. Alles in mir sträubt sich dagegen.
»Wollt ihr einen Liebesapfel?«, fragt er und schaut dabei vor allem mich an. Ich lehne dankend ab.
»Ich dachte, du magst Äpfel«, raunt Viola mir zu.
»Nur nicht heute«, flüstere ich zurück. Sie verdreht die Augen und holt sich einen schokoladigen Fruchtspieß.
»Wie gefällt es dir bei uns?«, erkundigt sich Thorsten bei mir.
»Gut«, antworte ich wortkarg und weiß nicht, woher diese innere Abneigung kommt.
»Wollen wir zusammen einen Glühwein trinken?«, fragt Viola.
»Ähm, ich ... glaube, wir wiederholen unseren Ausflug an einem anderen Tag. Tut mir leid, aber ich gehe jetzt doch lieber nach Hause.«
»Alles in Ordnung?« Thorsten mustert mich eindringlich.
»Klar, bin nur müde.«
Halbherzig verabschiede ich mich.
Vor meiner Tür hängt ein Liebesapfel. Voller Freude mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich und genieße die süße, rotglänzende Köstlichkeit.

12.  Türchen
Am Samstag baumeln kleine Schlittschuhe mit den Öffnungszeiten der Eisbahn an meiner Tür. Grinsend hänge ich sie an den Barbarazweig. Zufälligerweise bin ich heute mit Viola zum Schlittschuhlaufen verabredet. Ich habe so etwas noch nie gemacht, weshalb meine liebste Arbeitskollegin natürlich darauf bestanden hat, dass ich es ausprobieren muss.
Ich hoffe, dass wir Thorsten nicht begegnen. Natürlich hat Viola gestern Abend angerufen und sich schrecklich darüber amüsiert, dass ich den Liebesapfel an der Tür so genossen habe. Allerdings glaubt sie inzwischen nicht mehr, dass Thorsten mein heimlicher Weihnachtself ist. Ich bin erleichtert.
Als ich an der Eisbahn ankomme, herrscht reger Betrieb. Ich brauche eine Weile, bis ich Viola entdecke, die mich gleich zum Schlittschuhverleih zerrt. Wenige Minuten später stehe ich zum ersten Mal in meinem Leben auf dem Eis. Wacklig, rutschig, zittrig. Ich hangele mich an der Bande entlang. Sie amüsiert sich prächtig.
»Komm schon, sein mutig«, ruft sie und streckt ihre Hand aus.
»Dreh ruhig allein ein paar Runden«, erwidere ich. »Ich lerne beim Zuschauen.«
»Bin gleich wieder da.«
Ich schaue ihr gedankenverloren hinterher.
»Hallo Herr Nachbar«, sagt jemand neben mir. Überschwänglich drehe ich mich um, verliere den Halt und werde von Florian aufgefangen.
»So stürmisch?« Lachend hilft er mir, wieder einigermaßen sicher zu stehen.
»Diese Dinger sind des Teufels«, knurre ich verschämt.
»Ich freue mich jedes Jahr auf die Eisbahn. Willst du es noch mal versuchen?«
Ich nicke. Florian ergreift meine Hände, gibt mir leicht verständliche Anweisungen und zieht mich über das Eis. Mein Herz hämmert vor Aufregung wie verrückt.
Er lässt mich erst wieder los, als wir atemlos am Rand stehen.
Viola beobachtet uns mit großen Augen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Karin Bill (Samstag, 12 Dezember 2020 14:10)

    Ich weiß ja immer gar nicht, was ich so schreiben soll. Worte sind leider nur mein Ding, wenn ich sie lesen darf.
    Und diese Worte hier sind wunderschön. Es macht mir ein heimeliges gemütlich-warmes Gefühl im Bauch!

    Und auch hier viiiielen Dank für die 15-Minuten-Weihnacht! Ich freue mich so!

    Liebste Grüße und ein schönes Adventswochenende ♥️

  • #2

    Piccolo (Samstag, 12 Dezember 2020 16:04)

    Liebe Karo,

    das waren wieder sehr schöne Adventstürchen. Ich genieße sie sehr.
    Die Herren haben jetzt auch Namen. Miro und sein sehr sexy Nachbar Florian. Und einen Arbeitskollegen namens Thorsten gibt es auch.
    Ich bleibe weiterhin bei meiner Meinung, dass Florian der Wichtel von Miro ist.

    Herzlichen Glückwunsch an Karin Bill.

    LG Piccolo

  • #3

    Jana S. (Samstag, 12 Dezember 2020 22:06)

    Hach, ich habe das Gefühl hier auch jede Woche das selbe zu schreiben. Ich mag die Geschichte und freue mich darauf in einer Woche mehr zu lesen.

    Wobei ich auch gespannt bin was uns morgen schönes erwartet :-)

    LG Jana