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4. Advent - Samstag

Willkommen zum vierten Adventswochenende.

Ich freue mich, dass euch das Schwängelbells-Interview so gut gefallen hat. Es hat echt Spaß gemacht.

Diesmal schicke ich Schwängelbells nicht ganz in den Ruhestand bis zum nächsten Jahr, sondern beschäftige mich noch ein bisschen im Januar mit Bela. (ich werde euch bestimmt auf dem Laufenden halten)

Hier kommen jedoch erst einmal die Gewinner.

Diesmal durfte mein Mann die Glücksfee spielen.

Das große Schwängelbells- Paket geht an:

 

Markus R

(danke für deinen großartigen Kommentar!)

 

über einen Kalender plus Karte dürfen sich freuen:

 

Daggi

Mimi Guth

Piccolo

Herzlichen Glückwunsch!

(Adresse wie immer an nachricht[at]karostein.de)


13.  Türchen
»Erwischt«, rufe ich überschwänglich, während ich die Tür aufreiße. »Florian!«
Im ersten Moment macht mein Herz einen kleinen freudigen Hüpfer, denn wir hatten gestern viel Spaß miteinander. Im nächsten erinnere ich mich, dass er nicht allein lebt.
»Tja, also ... damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.« Er erhebt sich und hält mir eine Kerze und einen Teller mit herrlich duftendem Gebäck entgegen. »Schönes Luciafest.«
Fragend sehe ich ihn an, denn davon habe ich noch nie gehört.
»Eine schwedische Tradition am 13. Dezember. Man zündet echte Kerzen an und isst Lussekatter, das ist ein Hefegebäck und echt lecker.«
»Und das hast du für mich gebacken?« Verwundert schaue ich ihn an. Sein Gesicht färbt sich bis zu den Ohrenspitzen rot. Verdammt niedlich.
»Das hat natürlich der Weihnachtself für deinen Kalender gemacht.«
»Ich würde dich ja auf einen Kaffee hineinbitten, aber deine Familie wartet bestimmt.«
Sichtlich irritiert runzelt Florian die Stirn, was mich total verwirrt.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich allein lebe«, meint er mit einem schiefen Grinsen.
»Und das kleine Mädchen?«
»Sammy? Sie ist meine Nichte.«
»Oh, also ... Kaffee und ähm Lüssekarter?«
»Lussekatter«, verbessert er mich schmunzelnd und nickt.
Mein Puls rast, als er mir durch den Flur ins Wohnzimmer folgt. Ich stelle die Kerze und das Gebäck auf den Tisch und schaue ihn nervös an.
»Verrätst du mir, weshalb du das alles für mich machst?«
Florian mustert mich eine Weile, dann schüttelt er bedächtig den Kopf.
»Nicht heute, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell auffliege.«
»Also machst du weiter?«
»Frag den Weihnachtself«, erwidert er und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.
Unversehens beginnt es in meinem Bauch zu kribbeln.


14.  Türchen
»Manche Leute übertreiben es mit der Beleuchtung«, sage ich schmunzelnd.
»Wir hätten Sonnenbrillen mitnehmen sollen«, erwidert Florian und lacht leise.
Das Haus, an dem wir vorbeigehen, leuchtet grell. Es blinkt und funkelt, jedes Fenster ist mit einer Lichterkette umrahmt. Auf dem Dach der Garage startet der Weihnachtsmannschlitten, natürlich beleuchtet. »Frohe Weihnacht« blinkt grün und rot und sämtliche Bäumchen haben ein Netz aus funkelnden Lichtern.
Es ist sowohl kitschig als auch romantisch, denn mein Weihnachtskalender hat mich heute aufgefordert einen Lichterspaziergang zu machen. Ursprünglich wollte ich nach der Arbeit joggen.
Ich weiß nicht, ob Florian erwartet hat, dass ich bei ihm klingele und frage, ob er mitkommt. Vermutlich nicht, denn er hat gestern gesagt, dass er nicht so früh entdeckt werden wollte. Auf der anderen Seite ... vielleicht hat er jetzt einige Veränderungen an seinem Plan vorgenommen.
Sein Plan ...
Einen Augenblick betrachte ich ihn von der Seite. Die Lichter eines, ebenso überschwänglich geschmückten Balkons spiegeln sich in seinen Augen. Wieso macht er das nur?
»Du hast mich beim Einzug gesehen und dir gedacht, dass du diesen überaus attraktiven Kerl unbedingt kennenlernen musst.« Mein Herz schlägt vor Aufregung ein paar Takte schneller.
»Haha, ja genau so war es.«
»Wirklich?«, frage ich irritiert.
»Nicht direkt«, rudert er zurück und dreht den Kopf zu mir. Unsere Blicke treffen sich und erneut macht sich ein seltsam vertrautes Gefühl in meiner Brust breit. »Aber ja, ich habe dich beim Einzug gesehen.«
»Warum machst du das alles? Also ich liebe die kleinen Überraschungen, aber ...«
»Genieß doch die Lichter noch ein bisschen«, unterbricht er mich und deutet auf das nächste Haus, für das wirklich eine Sonnenbrille nötig wäre.


15.  Türchen
Violas Augen glänzen und ihre Wangen leuchten rot. Letzteres kommt vermutlich vom zweiten Becher Glühwein, den wir auf dem Weihnachtsmarkt trinken.
»Das ist so aufregend«, sagt sie zum wiederholten Mal, während ich ihr alles über die vergangenen zwei Tage und Florians Enttarnung erzählen muss. Auch zum wiederholten Male.
»Und heute Morgen hing ein Einladung zum Glühweintrinken an deiner Tür?«
»Nicht direkt«, gebe ich zu, schaue mich jedoch trotzdem suchend nach Florian um. »Da stand nur, dass ich mich heute von der Weihnachtsmarktstimmung und dem Glühweinduft einfangen lassen soll.«
»Also hast du mich deshalb mitgenommen?«, meint sie mit einem breiten Grinsen. »Damit du für den Fall, dass das keine Einladung war, nicht allein bist?«
»So ungefähr«, gebe ich zu. »Aber wir wollten doch auch einen Glühwein zusammentrinken.«
»Stimmt und dieser hier war verdammt lecker, aber nun ist die Tasse leer.«
Ich erkenne die Andeutung und sorge natürlich sofort für Nachschub.
Als ich zurückkomme, ist Viola nicht mehr allein. Thorsten steht bei ihr.
Ich verharre einen Moment unentschlossen, aber das ungute Gefühl taucht nicht mehr auf. Ich weiß, dass er nicht mein heimlicher Weihnachtself ist.
»Hey, Miro«, sagt er und zupft offenbar verlegen an seiner roten Weihnachtsmütze.
»Schön, dich zu sehen«, behaupte ich und spüre Violas erstaunten Blick. »Willst du auch einen Glühwein?«
Seine Augen werden vor Überraschung ganz groß, dann nickt er zögerlich. Ich überreiche ihm und Viola eine Tasse und hole noch einen Becher für mich.
»Auf die Wunder der Weihnachtszeit«, sagt Viola kichernd. Wir stoßen an und trinken einen kleinen Schluck von dem heißen und starken Rotweingemisch.
»Jetzt fehlt nur noch Schnee«, meint Thorsten und schaut zum Himmel.
»Florian fehlt«, füge ich in Gedanken hinzu. Leider kann ich ihn nirgendwo entdecken.

16.  Türchen
Wie konnte ich mich nur überreden lassen?
Als Florian gefragt hat, wie spontan ich bin, habe ich nicht eine Sekunde gezögert und mich von ihm »entführen« lassen ... Dass wir beim Weihnachtskaraoke in einer Kneipe landen würden, hätte ich nicht vermutet.
Widerwillig lasse ich mich von ihm durch das dichte Gedränge schieben, während auf der Bühne »Last Christmas« gesungen wird. George würde sich im Grabe umdrehen ...
»Ich singe nicht!«, rufe ich Florian zu.
»Natürlich«, erwidert er mit einem breiten Grinsen. »Dafür sind wir doch hier.«
»So viel Alkohol kann ich gar nicht trinken«, grummle ich.
Florian bestellt an der Bar zwei Gin Tonic, während ich das Geschehen auf der Bühne beobachte.
Wir stoßen an. Für einen Moment verhaken sich unsere Blicke. Erneut ist da dieses merkwürdige Gefühl, wie ein Flashback, nur ohne Bilder.
»Sind wir uns in Berlin vielleicht über den Weg gelaufen?« Neugierig mustere ich ihn.
Florian zuckt nur mit den Schultern.
»Ehrlich? Du willst mir nichts erzählen?«
Er trinkt einen großen Schluck und schüttelt den Kopf.
»Schau dir diesen Kerl an«, meint er ausweichend. »Am Ende hat er bestimmt einen Orgasmus, so wie er Santa Baby raunt.«
»Santa Baby«, flüstere ich ebenso lasziv in Florians Ohr. »Ich bin doch auch ein guter Junge, erzähl mir, was hinter dem Weihnachtskalender steckt.«
Florian dreht sein Gesicht zu mir. Plötzlich sind wir uns ganz nah. Ich spüre seinen Atem, bemerke das leichte Beben seiner Lippen. Nur wenige Zentimeter ... Mein Herz hämmert wild. Woher kommt nur diese unglaubliche Anziehungskraft?
Eine kurze Berührung unserer Lippen, eine Hand, die nach meiner greift und ... ich stehe auf der Bühne. Die ersten Takte von »Rudolph« erklingen. Ich verpasse prompt den Einsatz ...

17.  Türchen
Bewaffnet mit den Backhandschuhen und der Schürze, die ich vor einer halben Stunde aus dem Briefkasten gezogen habe, mache ich mich auf den Weg nach oben. Mein Weihnachtself möchte, dass ich heute backe. Ich kann jedoch nicht backen. Vermutlich habe ich nicht mal passende Zutaten dafür.
Natürlich beginnt mein Herz wild zu schlagen, als ich vor Florians Tür stehe. Als wir gestern Nacht nach Hause gekommen sind, dachte ich, der Abend würde zumindest in einer wilden Knutscherei enden, aber ich bekam nur einen süßen Gutenachtkuss. Es ist, als würde da etwas zwischen uns stehen, groß, aber für mich nicht greifbar.
Die Tür öffnet sich, aber anstatt Florian steht seine Nichte vor mir. Deshalb schaue ich auch einen Augenblick ins Leere, bevor ich sie wahrnehme.
»Hey«, sage ich und mustere sie erstaunt. »Was ist denn mit dir passiert?«
»Wir backen«, erwidert sie kichernd.
»Und dafür hat man Mehl im Gesicht?«
»Natürlich«, ruft Florian laut, vermutlich aus der Küche. »Nur so werden die Plätzchen wirklich gut.«
»Willst du mitmachen?«, erkundigt sich die Kleine und deutet auf die Utensilien in meiner Hand.
»Ja, will er. Lass ihn rein, damit er uns helfen kann.«
Im Flur hängen eine Menge Bilder. Landschaften, Gebäude, Berlin ... Bilder von Florian mit Freunden ... in Berlin. Verwirrt halte ich inne.
»Onkel Flo hat früher in Berlin gewohnt, aber ist er zurückgekommen, um Mama zu helfen.«
»Das ist ...« Mir fehlen die Worte. Plötzlich spüre ich Florians Blick auf mir. Wir sehen uns eine Weile schweigend an. Ein unsicheres Lächeln umspielt seinen Mund.
Heute werde ich nicht fragen, obwohl tausend Fragen in meinem Kopf herumschwirren.
»Zeigt mir, wie man Plätzchen backt«, rufe ich lachend, gehe auf Florian zu und drücke ihm einen Kuss auf die bemehlte Wange.


18.  Türchen
Am Freitag finde ich einen Brief im Briefkasten. Vom Weihnachtsmann. Ich kann kaum glauben, dass ich tatsächlich eine Antwort auf meinen Wunschzettel bekommen habe und öffne das Kuvert bereits neugierig, während ich die Stufen nach oben gehen.

»Lieber Miro!
vermutlich waren die letzten Tage aufregend und verwirrend zugleich.
In der Weihnachtszeit geschehen oft kleine Wunder, zauberhafte Begegnungen, eine zweite Chance um sich kennenzulernen.
Du wirst feststellen, dass niemand seine Vergangenheit komplett hinter sich lassen kann. Manchmal verknüpfen sich lose Fäden für eine neue Zukunft.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, ein Fest des Schenkens und des Zusammenseins.
In den vergangenen Tagen hast du Zeit mit einem Mann verbracht, der einen Teil deiner Vergangenheit darstellt, aber sich lange gewünscht hat, ein Teil deiner Zukunft zu sein. Dass das Schicksal euch noch einmal zusammenführt, damit hätte selbst ich, als Weihnachtsmann nicht gerechnet, aber offensichtlich ist das, was euch verbindet, stärker als die Ereignisse, die euch getrennt haben.
Manchmal reichen nur wenige Augenblicke, damit sich zwei Seelen finden.
Ich weiß, dass du viele Fragen hast. Vielleicht auch Ängste und Unsicherheiten, aber du sollst wissen, dass dieser Mann schon einmal um und für dich gekämpft hat.
Er möchte die Weihnachtszeit nutzen, um endlich eine echte Chance zu bekommen. Jetzt liegt es an dir, dein Herz für Weihnachten zu öffnen.«


Ich lese den Text auf dem Sofa ein zweites Mal, betrachte die kleine Elfenfigur und lasse die vergangenen Tage Revue passieren. Dann mischen sich Erinnerungen dazu, die ich eigentlich aus meinem Gedächtnis verbannen wollte. Mir wird schwindlig. Es scheint, als hätte ich ein längst verschollenes Puzzleteil gefunden und plötzlich ergibt sich ein Bild.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob es mir gefällt.

19.  Türchen
Ich finde keinen Schlaf, möchte mit Florian reden und doch wieder nicht. Es ist verworren und beängstigend, ein unfassbarer Zufall.
Um fünf Uhr morgens halte ich die Fragen in meinem Kopf nicht mehr aus und schnappe mein Handy.
»Miro? Ist alles in Ordnung?«, höre ich Hannes verschlafene Stimme. Ich bemerke, wie gut die Stimme eines alten Freundes tut. Seit dem Umzug habe ich mich kaum gemeldet.
»Ja, es ist nur ... kannst du mir noch mal von dieser Sexparty erzählen?«
»Jetzt? Hast du mal auf die Uhr geschaut?«
»Es ist wichtig.« Nervös berichte ich ihm von Florian.
»Echt jetzt? Unglaublich! Er füllt dich ab, macht dich willenlos, dann tut es ihm leid und er spielt den Besorgten. Ständig hat er sich nach dir erkundigt, wollte deine Nummer, war echt nervig.«
»Ich verstehe es nicht«, murmle ich verwirrt.
»Wir haben dich beschützt, Miro. Ihr ward die ganze Zeit auf der Party zusammen. Am Anfang schien es, als hättet ihr das große Los miteinander gezogen, aber dann ... Ich kann nicht beschwören, ob er dir das Zeug gegeben hat, aber er hat nicht verhindert, dass du ...« Er muss die Worte nicht aussprechen.
»Ich kann nicht schon wieder umziehen.«
Wir schweigen.
»Bisher fandest du ihn nett?«, fragt Hannes.
»Ich bin ein bisschen verknallt. Jetzt fühlt es sich nur irgendwie falsch an.«
»Vielleicht ist es an der Zeit, diese alte Sache aus dem Weg zu räumen. Wir dachten damals, dass wir dich beschützen müssen, aber jetzt ist die Lage offenbar anders.«
Hannes Worte schwirren den ganzen Tag in meinem Kopf herum.
Am Nachmittag steht eine gefüllte Weihnachtstasse auf meinem Absatz. Im ersten Moment freue ich mich, aber dann hole ich den Brief, den ich im Grunde für Florian geschrieben habe und stelle beides vor seine Wohnungstür.

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Kommentare: 4
  • #1

    Jana S. (Samstag, 19 Dezember 2020 14:49)

    Liebe Karo, da hast du uns ja heute einen richtigen Cliffhanger hinterlassen. Einige Geheimnisse sind gelüftet worden, aber jetzt steuert es halt wirklich auf den großen Showdown zu. Vielleicht schaue ich die nächsten Tage doch mal bei Insta vorbei, weil ich mich nicht gedulden kann.

    LG Jana

  • #2

    Piccolo (Samstag, 19 Dezember 2020 16:15)

    Hallo Karo,
    jetzt machst du es für uns und Miro aber echt spannend.
    Ich hatte also schon mal recht, dass Florian der geheimnisvolle Wichtel ist. Aber die beiden scheint eine etwas unschöne Vergangenheit zu verbinden, die Florian versucht wieder gutzumachen.

    LG Piccolo

  • #3

    Karin (Samstag, 19 Dezember 2020 16:22)

    Ohje. Jetzt bin ich voll neugierig.
    Wie soll ich das denn noch eine Woche aushalten?

    Ein schönes Wochenende für Dich und Deine Lieben

  • #4

    Anna (Sonntag, 20 Dezember 2020 16:55)

    Liebe Karo,
    echt spannend, ich glaube die Situation ist anders als sie Hannes mitbekommen hat.
    Habe leider kein Insta deshalb geduldet ich mich die nächsten Tage.
    LG Anna