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Der 30. Band der HSN

Am ersten Dezember ist das 30. Buch der HomoSchmuddelNudeln erschienen.

Ich habe mich auch wieder mit einer Kurzgeschichte beteiligt.

12 Autoren haben insgesamt 14 Geschichten geschrieben, bei denen sich alles um Tierwandler, Haustiere oder Nutztiere dreht. Und natürlich um die LIEBE!

Sämtliche Einnahmen gehen an den Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz Berlin e.V. (www.indulgenz.de).

Gerade in diesem Jahr sind Vereine und Organisationen ganz besonders auf eure Spenden angewiesen. Die großen CSD´s, oder Sammelaktionen zum Weltaidstag sind ausgefallen und reißen natürlich ein Loch in die Kassen.

Davon abgesehen tut ihr mit diesem Buch nicht nur etwas Gutes, ihr bekommt auch unterhaltsame und romantische Geschichten.

Das Ebook kostet 7,99 Euro und das Taschenbuch 16,95 Euro.

Ihr findet das Buch hier: Tierisch verliebt


Und hier habe ich noch eine kleine Leseprobe von meiner Geschichte für euch:

Leseprobe: Ein Wildschwein im Schlafzimmer

 

»Verdammtes Wildschwein!«
Grummelnd betrachte ich das Chaos in meinem Garten. Das Gemüsebeet, das zwei Tage lang ordentlich von weißem Schnee bedeckt war, ist heute Morgen nur noch ein Durcheinander von Schnee, matschiger Erde und tiefen Löchern. Offenbar hatte ich bei der Ernte einige Kartoffeln und Möhren übersehen, die nun ausgebuddelt wurden und ... Seufzend betrachte ich das Herz aus dem Gemüse, das auf dem gegenüberliegenden Beet liegt.
»Verfluchtes Wildschwein«, knurre ich erneut und kann nichts dagegen tun, dass sich meine Mundwinkel bei dem Anblick nach oben biegen. Ich will nicht lächeln, aber verdammt, das ist schon ziemlich süß ... und dreist.
Ich atme tief durch. Die eiskalte Luft füllt meine Lungen. Ein Gefühl von Zuhause überfällt mich schlagartig und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich schließe die Augen, versuche die Erinnerung zu verdrängen, aber sie ist hartnäckig. Heimweh nach einer Heimat, die ich niemals wiedersehen werde. Frost, glitzernder Schnee, eiskalte, sternenklare Nächte, die Weite der Tundra, die Stille und Georg.
Eine Mischung aus Übelkeit und Panik steigt in mir hoch, sorgt dafür, dass mein Blick verschwimmt und das Tier in mir ausbrechen will. Ich spüre die Kraft der uralten Instinkte und das Verlangen wird übermächtig. Meine Haut prickelt, meine Knochen schmerzen. Stöhnend taumle ich rückwärts, kämpfe gegen den Drang an und besiege ihn schließlich.
»Nein«, flüstere ich mit erstickter Stimme, wiederhole das Wort lauter, eindringlicher. Auf deutsch .... meine Muttersprache habe ich wie alles andere zurückgelassen.
Ein letztes Aufbäumen, dann habe ich es geschafft. Mein Körper beruhigt sich. Die Bilder verschwinden und die Erinnerung verblasst. Ich schüttle mich, öffne die ‚Augen wieder und nehme meine Umgebung wahr. Das ist mein neues Zuhause. Hier, in dieser kleinen Datscha, am Rande einer Stadt mitten in Deutschland lebe ich seit knapp zwei Jahren.
Es ist eine Kleingartensparte, aber das Wohnen ist erlaubt und sogar behördlich genehmigt. Die meisten Datschen sind winterfest.
Ich wusste nicht, dass ich Gartenarbeit liebe, bis ich zum ersten Mal einen Spaten tief im Boden versenkt habe. Das Buddeln in der Erde gibt mir ein Gefühl von Verbundenheit, obwohl ich innerlich zerrissen bin. Die wechselnden Jahreszeiten und die Natur helfen dabei, meine Seele zu heilen. Weit weit von meinem ursprünglichen Leben, von meinen Träumen und Hoffnungen.
Mit einer Hand wische ich über meine Augen. Erneut fällt mein Blick auf das Kartoffelherz mit dem Pfeil aus Möhren. Ein winziger Funken Zuversicht erwärmt mein Inneres. Ich will es nicht zulassen, aber ich kann mich auch nicht dagegen wehren. Instinkte lassen sich nicht auf Dauer unterdrücken.
»Stures Wildschwein«, flüstere ich, gehe zum Schuppen und hole einen Besen heraus, um den Weg vom Schnee und Dreck zu befreien, den es hinterlassen hat. Irgendwo ganz tief in mir drin, wärmt der Gedanke mich, dass ich vielleicht doch nicht so allein bin, wie ich mich fühle.
»Guten Morgen, Herr Nachbar«, ruft jemand. Erschrocken richte ich mich auf und sehe mich um. Zwei Gärten weiter steht Herr Müller und winkt mir fröhlich zu. Nach all der Zeit habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, andere Menschen so dicht um mich herum zu haben. Am Anfang hatte ich darüber nachgedacht, irgendwo im Wald zu leben, dann habe ich es mit der Anonymität einer Großstadt probiert und letztendlich bin ich hier gelandet und fühle mich überwiegend wohl. Die Nachbarn sind freundlich, aber nicht übergriffig oder neugierig. Ich glaube, sie sind beeindruckt davon, was ich aus dem alten Garten gemacht habe. Sie haben mir geholfen, zu verstehen, wie so ein Garten funktioniert, das Anbauen von Obst und Gemüse, die Ernte und Lagerung.
»Ist es nicht ein bisschen kalt?«, fragt er mit einem breiten Grinsen.
Ehe ich den Gruß erwidere, schaue ich an mir herunter und stelle fest, dass ich nur meine Schlafshorts trage. Nicht einmal Schuhe habe ich an den Füßen. Bei Temperaturen, die knapp unter dem Gefrierpunkt liegen, ist es in Deutschland nicht üblich, so nackt draußen herumzulaufen. Für mich ist es eigentlich noch ganz angenehm. Ab minus 20 Grad fängt es erst an, ungemütlich kalt zu werden. Herr Müller ist jedenfalls in eine dicke Jacke gehüllt, trägt eine Mütze auf dem Kopf und Handschuhe an den Händen.
»Abhärtung«, rufe ich lachend zurück und setze noch einen Morgengruß hinterher.
»Hauptsache, Sie erkälten sich nicht. Die Grippe geht auch wieder rum, aber ich habe mich impfen lassen. Ist besser ...«
»Ich passe auf mich auf und trinke gleich einen heißen Tee.«
Er nickt, während ich eilig die letzten Meter fege.
»Diese Wildschweine haben es anscheinend nur auf ihren Garten abgesehen«, meint Herr Müller nach einer Weile und mustert abwechselnd mein durchwühltes Beet und das verdammte Herz. »Seltsam, dass sie die Kartoffeln nicht aufgefressen haben, sondern ... man könnte fast meinen ...« Herr Müller reckt den Hals und runzelt die Stirn. Eilig zerstöre ich mit dem Besen das Kunstwerk und verspüre dabei sogar einen Anflug Bedauern.
»Vermutlich waren sie schneller satt, als gedacht. Das Gemüse sieht jedenfalls noch gut aus. Daraus werde ich mir heute zum Mittag einen kräftigen Eintopf kochen.« Mit einem, vielleicht zu künstlich klingenden Lachen, hebe ich ein paar Möhren und Kartoffeln hoch und winke meinem Nachbarn damit.
»Vielleicht müssen wir mit dem Vereinsvorstand mal sprechen. Ich kenne auch den Jagdpächter, der für den umliegenden Acker und das kleine Wäldchen zuständig ist.«
»Nein, schon gut«, erwidere ich eilig. Der Gedanke an einen Jäger sorgt für ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Blut ... so viel Blut im weißen Schnee. Ich schüttle den Kopf energisch.
»Gehen Sie lieber rein, bevor sie sich doch noch den Tod holen. Es ist heute lausig kalt.«
»Das mache ich«, antworte ich und begebe mich zurück zur Hütte. Vor dem Tod fürchte ich mich nicht. Ich bin ihm bereits begegnet, aber er wollte mich noch nicht. Das Leben ist das, was mir Angst bereitet. Das Leben ohne Georg und dieses unnachgiebige Wildschwein.

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